4. Entwicklung als Prozeß, einzeln und in Gruppen

Was ist ein sinnvoller Entwicklungsprozeß und wie können wir das kreativ-inspirierte Potential dort einbringen ? Vielleicht können wir dort mit Verbesserungen ansetzen ?

Ein Entwicklungsprozeß beginnt mit einer immateriellen Idee, einer Vision. Dahinter steht oft ein Wunsch, eine Fragestellung oder ein Motiv.
Schrittweise einstehen Konzepte, Pläne und materielle Ergebnisse. Die Idee verkörpert sich, könnte man sagen.
In dieser Sicht ist das Leben selbst, die Entwicklung der Arten und das Leben jedes Menschen ein Entwicklungsprojekt. Auch die Entstehung des Universums ist in diesem Sinne ein Entwicklungsprojekt. Die physikalisch z.Zt. gültige Urknalltheorie besagt, daß vor ca. 15 Mrd. Jahren Zeit, Raum und Materie , also der Kosmos insgesamt , aus dem Nichts entstand ! Was ist dieses immaterielle, zeitlose, raumlose Nichts? Offensichtlich enthielt es auch die Vorgaben, nach denen unser Universum sich entwickelt, also die Blaupausen oder Pläne dieser Entwicklung (oder das Wort, nach Johannes). Alle Entwicklungsprojekte beginnen mit einer Idee oder einem Plan.

Platon läßt Gott als Mathematiker seine Schöpfung entwickeln. Johannes schreibt, daß im Anfang das Wort, also eine immaterielle Grundidee, war.
Unsere Physiker Können uns bei diesem Problem nicht helfen - sie erklären das Davor zu einem ihnen unzugänglichen Bereich. Als Mystiker würden wir dieses Davor vielleicht den zeitlosen, raumlosen , immateriellen , schwingenden Urgrund der Welt nennen - vielleicht auch die Weltseele, was offensichtlich Parallelen zur menschlichen Entwicklung aufweist.

Kennzeichen eines jeden Entwicklungsprojektes ist der ungewisse Ausgang - eine große Freiheit der Entscheidungen zu Beginn mit Konsequenzen, die erst viel später sichtbar werden. Deshalb sind Entwicklungsprojekte auch sehr schwer zu steuern. Die große Freiheit zu Beginn ist gepaart mit wenig anfaßbaren Resultaten am Anfang - demnach sind Anfangsfehler bei Entwicklungen immer die teuersten und folgenreichsten.

Gehen wir im weiteren von einer einfachen Grundtatsache jeder Entwicklung, also auch unseres Lebens, aus.
Wir leben heute, die Zukunft ist ungewiß, die Vergangenheit ist tot. Entwicklung findet immer in der Gegenwart statt. Jede Entscheidung heute hat sofortige Konsequenzen für morgen - wir bereiten unsere Zukunft in der Gegenwart vor. Leben findet immer in der Gegenwart statt - nie in der Zukunft, genauso wenig in der Vergangenheit. Das Ergebnis einer Entwicklung hängt demnach von einer langen Kette von Gegenwartsentscheidungen ab, die jeweils unter den jeweiligen Umständen getroffen wurden.

Die Kunst der sinnvollen Entwicklung besteht jetzt darin, jeden Augenblick die richtigen Entscheidungen zu treffen, die den insgesamt waltenden Umständen dieses Augenblickes bestmöglich angepasst sind. Dies erfordert eine ganzheitliche Wahrnehmung und eine Verinnerlichung dessen, was gewollt ist (Sinn-Wahrnehmung). Dabei ist zu Beginn ein immaterieller Bauplan vorhanden, der sich dadurch in der Gegenwart jeweils bestmöglich verkörpert.
Diese Aussage hat fundamentale Bedeutung für unser Leben (als Entwicklungsweg) ebenso wie für eine technische Entwicklung.
Man kann diesen Zusammenhang auch technisch formulieren: Ein Entwicklungsprojekt ist von der Produktqualität nur so gut, wie die Qualität des Entwicklungsprozesses war. Produktqualität ist die Folge von Prozeßqualität.

Gehen wir noch mal zum Menschen, zu uns. Das Ergebnis unseres Lebensweges, unserer Entwicklung, ist nur so gut, wie die Kette der Augenblicke, die jeweiligen Entscheidungen und Handlungen sind.

Der Sinn des Lebens, der Weg des Lebens, ist demnach ein ständiges in der Gegenwart bestmöglich entscheiden !

Wie kann ich das? Indem ich die Umstände möglichst vollständig, also ganzheitlich, wahrnehme und mich nicht von einer, u.U. überholten Theorie, blockieren lasse. Diese fließende, im Augenblick gegründete Haltung nennt man in der Weisheitstradition des Abendlandes "den zielfreien Weg gehen".
Dieser zielfreie Weg erfordert Konzentration in jedem Augenblick und vorurteilsfreie Wahrnehmung dessen, was richtig ist zu diesem Augenblick. Sinn-Wahrnehmung, Intuition und daraus fließende Handlung sind demnach Kennzeichen von sinnvollen Entwicklungen.

Die sinnvolle Entwicklung entsteht nur, wenn mit dieser Grundhaltung vorgegangen wird. Sie führt gleichermaßen zum Sinn des Lebens für die menschliche Entwicklung - Sinn und Entwicklung verbinden sich immer auf genau diese Art - nämlich in der richtig gelebten Gegenwart.

Meister Eckehart sagte in seinem berühmten Spruch:
"Jetzt ist der wichtigste Augenblick in deinem Leben, der Mensch mit dem du jetzt sprichst , ist der wichtigste in deinem Leben - die wichtigste Tat ist die Liebe".

Wir denken oft, in unsrem Leben und auch bei technischen Entwicklungen, alles werde gut in der Zukunft, auch wenn wir jetzt pfuschen. Dem ist nicht so. Jeder Fehler jetzt, egal ob bei der Planung oder der Realisierung eines Produktes, verändert das Ergebnis.
 

4.1.  Kreativität und Entwicklung, sinnvolle Maßstäbe

Wie können wir das bisher gesagte an Beispielen festmachen?
Es gehört zur sinnvollen Entwicklung wesentlich eine innere Ruhe, aus der die Handlung oder die Gedanken fließen müssen. Weiterhin gehört auch dazu die Bereitschaft, feste Denkgewohnheiten aufzugeben. Wir nannten das den ZIELFREIEN WEG gehen.
Das Getöse der Ziele überdeckt normalerweise die innere Wahrnehmung der Wahrheit eines jeden Augenblickes und verhindert, dieser Wahrheit zu folgen.
Versuchen Sie es beispielsweise einmal bei der Parkplatzsuche. Wenn Sie üblicherweise Probleme haben, einen Parkplatz zu finden - hören Sie in Ruhe in sich hinein. Soll ich links oder rechts, in diese oder jene Straße einbiegen ?  Sie werden vielleicht überrascht sein, daß gerade dann jemand dort wegfährt oder an einer sonst voll belegten Straßenseite noch ein Platz ist.

An diesem Beispiel läßt sich die Abfolge, der Prozess, gut erkennen :


Wenn wir die christliche Botschaft betrachten, tritt uns auch da an zentraler Stelle die Aufforderung zum sinnvollen Leben im o.g. Wortsinn entgegen.
"Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben", sagt Jesus Christus. Auch hier begegnet uns der WEG als Ausdruck des höchsten Seins - nicht ein statisches So-Sein sondern ein dynamischer Lebens - und Erkenntnis WEG. Ebenfalls ist die Wahrheit mit diesem Weg innig verknüpft.
"Dein Reich komme, Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden" - Das Vaterunser bietet auf seine Weise ebenfalls die Botschaft , das von Gott in jedem Augenblick gewollte umzusetzen, um damit das Reich Gottes zu verwirklichen.

Gott kann im Christentum von seiner Schöpfung nicht getrennt werden. Dies gilt im Übrigen auch für den Buddhismus, den Hinduismus und für fast alle Weltreligionen.
In unserer praktischen Entscheidungsfindung heute scheint dieser Tatsache sehr wenig Bedeutung beigemessen zu werden.
 

Was wären denn nach all dem gesagten sinnvolle Maßstäbe, also praktische Richtschnüre für unsere Entwicklungen, die z.B. in der Produktentwicklung ihren Niederschlag finden sollten ?

Zunächst könnte am Beginn, bei der Ideenfindung, das folgende beachtet werden:


Zu beachtende harmonische Produktmaßstäbe könnten sein

Werden solche Maßstäbe schon bei der Entwicklungsidee berücksichtigt, haben die harmonisch konzipierten Entwicklungen harmoniserende , heilsame Folgen ( statt Krankheitssymtome zu verstärken) - eine sinnlose Entwicklung (unter Nichtbeachtung harmonischer Gesetze) kann nur disharmonische und nicht förderliche Ergebnisse hervorbringen (die auch dann kaum noch reparierbar sind).
Die Sinn-Frage führt zwangsweise sowohl nach außen wie nach innen - beide Entwicklungswege müssen harmonisiert werden ("Ora et Labora") , um ganzheitlich zu handeln (nicht nur davon zu reden).