"Innerer Friede als Ergebnis einer Bewußseinsentwicklung
und als Voraussetzung zum Überleben der Menscheit"
Wir reiben uns vielleicht zunächst verwundert die Augen bei dieser Überschrift – ist Friede nicht eher ein politischer Begriff als ein Thema des Bewußtseins ?
Andererseits sprechen unsere christlichen Wurzeln eine deutlich andere Sprache.
"Friede sei mit Euch !" (Gruß Christi). Ist der Friede so wichtig für uns, daß er vor  "Gesundheit !", vor "Alles Gute !" und vor "Viel Glück !" rangiert ? Warum ist Friede für uns so wichtig ?
"Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus" (Messritual). Wir hören also in der Messe, oft ohne es immer zu verstehen, daß innerer Friede höherwertiger ist als unsere Vernunft, also einer höheren Bewußtseinsebene angehört, und daß durch das Geschenk des Friedens unsere Herzen (Seelen) und unsere Wahrnehmungsmöglichkeiten (Sinne) im Bewußtsein Christi, also Gottes, gefestigt werden können. Es bedeutet auch, daß ohne inneren Frieden keine wirklich dauerhafte Bewußtseinsintensivierung möglich ist. Diese Erkenntnis ist in vielen Traditionen gegenwärtig. So sagt Pyar Troll heute aus eher buddhistisch-europäischer Sicht über den Frieden als einer ganz wesentlichen und unverzichtbaren Etappe auf dem Weg der Bewußtwerdung: "Was ich weiß, ist, daß Frieden nur aus innerem Frieden entstehen kann, und daß Gewalt, Ungerechtigkeit und Haß nur aus dem Ego entstehen können. All diese schlimmen Dinge entstehen aus dem Gedanken "Ich will etwas für mich, für meine Familie, für mein Volk, für meine Religion. Daraus entstehen Haß und Krieg und Gewalt."

Wir erkennen die verschiedenen Schichten des Friedens und seiner Umsetzung am ehesten an einem Beispiel einer lebenden Person des zwanzigsten Jahrhunderts, an Peace Pilgrim. Sie lebte in den USA. Sie war Botschafterin des Friedens und eine spirituell Suchende, die aus der göttlichen Liebe heraus die Brücke schlägt zwischen Innen und Außen, zwischen Bewußtsein und Politik, zwischen Religion und Wissenschaft. Sie enthüllte nie ihre Biografie, um das Interesse auf Ihre Botschaft, nicht auf die Botschafterin, zu konzentrieren. Sie wird ca. 1910 geboren und wandert zwischen 1953 und 1981 "on foot and on faith" als liebenswerte, grauhaarige Pilgerin zu Fuß über 50000 Meilen durch alle Bundesstaaten, um für den inneren und äußeren Frieden ein Zeichen zu setzen. Es ist dies die Zeit des Koreakrieges und ungebremster patriotischer Gefühle zu seiner Unterstützung. Trotz dieser widrigen Umstände spricht sie an zahllosen Orten, an Universitäten, in Fernsehshows und in Kirchen mit vielen tausenden von Menschen. Ihre tiefen spirituellen Erfahrungen und die einfache Klarheit ihres Lebens beeindrucken ihre Zuhörer sehr und zeigen uns, was auch in unserer Zeit möglich ist, wenn wir uns selber auf den zielfreien Pilgerweg zum inneren Frieden machen. Äusserer Frieden kann auch nach Ihrer Überzeugung nur aus innerem Frieden entstehen. Wir können nur für uns diesen Weg zum Frieden suchen um dabei quasi nebenbei etwas sehr wesentliches in der Welt zu ändern. Peace Pilgrim sagt: "Ich bin ein Pilger, ein Wanderer. Ich werde ein Wanderer bleiben, bis die Menschheit den Weg des Friedens gelernt hat. Ich gehe, bis mir Unterkunft gewährt wird und faste, bis mir zu Essen gegeben wird". "Dies ist der Weg des Friedens: Überwinde das Böse durch das Gute, die Lüge durch die Wahrheit und den Haß durch die Liebe. Sei eine wunderschöne Melodie im großen Orchester der Welt, keine dissonante Note. Die Medizin für diese kranke Welt ist die Liebe. Haß muß durch Liebe und Angst durch das Vertrauen zur Kraft der Liebe ersetzt werden".Sie will zeigen, daß Sicherheit nicht in Waffenarsenalen liegt, daß wir heute in einer Krisenzeit der menschlichen Geschichte leben, die eine Rückbesinnung auf die inneren Wurzeln des Friedens notwendig macht.

Sie lebt aber auch ganz praktisch ein Gegenmodell zum damals in den USA beginnenden Konsumwahn. "Als ich mich auf meine Mindestbedürfnisse heruntergeschraubt hatte, begann ich eine wunderbare Harmonie zwischen innerem und äußerem Wohlbefinden zu verspüren. Ich fühlte mich befreit. Ich werde nicht mehr akzeptieren als ich brauche, solange andere weniger haben als sie benötigen". Sie gibt aus dieser höheren Bewußtseinswarte heraus vielen tausenden Menschen praktische Ratschläge. "Die Absicht der Lebensprobleme ist, Dich zur Befolgung des göttlichen Gesetzes zu bringen. Befolgung bringt Harmonie, Nicht- Befolgung Disharmonie in unsere Gesellschaft und in unser Leben. Durch die richtige Lösung unsrer Probleme wachsen wir auch spirituell. Sorge, Wut und Angst sind lediglich Gewohnheiten ! Das ist eine totale Verschwendung von Zeit und Energie – laß die Zukunft sich entfalten, sie liegt in Gottes Hand."
Sie geht zu Fuß, als Pilgerin – aber auch diese äussere Form hat ihren höheren Inhalt.
"Ich gehe nicht nur zu Fuß, um Leute zu treffen – es ist meine Gebets- Form oder Meditations- Form. Religion ist kein Ziel an sich. Die Einheit mit Gott ist das letztendliche Ziel. Es gibt so viele Religionen, weil unreife Leute die trivialen Unterschiede betonen und die wesentlichen Gleichartigkeiten verschweigen. Sehr viele Leute bekennen, Christen zu sein – doch sehr wenige leben das Christ-Sein. Und wenn Du es lebst halten die Leute Dich eher für verrückt." Sicherlich sind es auch manchmal gerade ihre kleinen Alltagsgeschichten, die uns die praktische Umsetzung des Grußes "Friede sei mit Dir" durch ihr Leben so deutlich machen. Sie macht uns auch ganz praktisch Mut, in Gelassenheit und Ruhe die vielen Fallstricke und die Überheblichkeit unseres materialistischen Zeitalters zu betrachten. "Alle schlechten Dinge sind vergänglich und enthalten den Keim ihrer eigenen Zerstörung. Wir können ihnen helfen, schneller zu verschwinden, wenn wir Gottes Gesetz befolgen. Jemand der Böses mit Bösem vergilt verdoppelt das Böse. Reinige Deinen Körper durch bewußte empfindsame Lebensgewohnheiten, reinige Deinen Gedanken von negativen Gedanken, reinige Deine Motive von Gier und Ehrgeiz und suche Deinen Mitmenschen zu dienen. Reinige Deine Wünsche von dem Hang nach materiellem Besitz oder Selbst-Glorifizierung und wünsche Gottes Willen für Dich zu erkennen und zu tun."
Peace Pilgrim spricht unsere heutige Sprache, sie war sogar bewußter Teil der modernen Mediengesellschaft durch ihr Auftreten. Sie benutzte die Medien Zeitung, Fernsehen und Rundfunk völlig selbstverständlich zum Transport Ihrer Botschaft des Friedens. Auch wenn sie keine Resultate anstrebte, zeigten ihr doch tausende von Briefen, daß ihre Mission nicht umsonst war:
"Seit ich mit Ihnen gesprochen habe, habe ich mich entschlossen, daß ich auch etwas für den Frieden tun muß." Wir sollten Vertrauen haben zur Kraft der Liebe und der Weisheit, auch wenn man deren Einfluß nicht direkt messen kann. Als Peace Pilgrim Ihre Mission 1953 beginnt, wird sie oft mit völligem Unverständnis, wenn auch mit gesunder Neugierde betrachtet. Als sie 1981 stirbt, gibt es eine enorm starke Friedensbewegung, eine Friedenswelle hat die Drohgebärden der Supermächte teilweise unterspült und viele hunderttausende Menschen haben auf ihre Art in Liedern, Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg und in der spirituellen Aufbruchsbewegung des New Age Schritte in Richtung Frieden getan. Was kann ein Person heute bewirken ? Viel, wenn sie im Bewußtsein der Wahrheit, der Liebe und des Friedens lebt und handelt. "Wenn Du Dein Leben gibst als ein Gebet, potenzierst Du das Gebet um das tausendfache".