2. Der Aachener Dom und sein Umfeld
2.1
Geschichtliches Umfeld zur Zeit Karls d. Großen
Gehen wir jetzt zurück in die Zeit Karls des
Großen, also ungefähr 800 n Chr. Aachen war nach Ende der Römerzeit als Miltärbad (ca. 340 n Chr.) etwas stiller geworden, aber
dennoch bewohnt geblieben.
Der Name Aachen kommt von AHHA (keltisch, bzw.
auch fränkisch 'Wasser'). Es gab auch in der Keltenzeit, also vor den Römern,
schon Besiedlung hier und eine Kultstätte des keltischen Gottes Grannus (Gott der Sonne, des Wassers und der Heilung). Im
Hof des Doms wurden Besiedlungsreste von bis 4000 v. Chr. bei Grabungen
entdeckt.
Karls Vater Pippin brachte hier um ca. 765
zweimal eine kurze Zeit zu, vermutlich wegen der heißen Quellen.
Sein Sohn Karl erhob Aachen nach Pippins Tod
wegen der heißen Quellen zu seiner Lieblingspfalz, nach Bau des Doms sogar zu
seiner Residenz und damit zum Mittelpunkt seines europäischen Reiches.
Karl baute das Reich seines Vaters mit dem
Schwert zu einem (christlichen) Großreich aus. An seinem Hof und bei seinen
Dichtern besang man Aachen als das neue
Rom, welches er zum Zentrum seines 'heiligen Reiches' machen wollte.
Zitat Alkuin (ein wichtiger Berater Karls):" Und so
erneuern sich hier antike Welt und Gesittung ; siehe, dem Erdkreis gebiert neu
sich ein goldenes Rom."
Aachen sah zu dieser Zeit noch keineswegs aus
wie ein neues Rom, obwohl immer mehr Händler und Gelehrte aus ganz Europa vom
Hof des damals weit und breit mächtigsten Herrschers angezogen wurden. Karls
größte Liebe galt der Astronomie, wie sein Biograph Einhard beschreibt .
Zitat Vita Caroli v. Einhard: "
Unter allem Wissensdrang, den Karl der Große an den Tag legte, galt seine
Bewunderung und seine größte Liebe dem Lauf der Gestirne und der
Astronomie".
Er hatte vermutlich im Grannusturm
ein eigenes Observatorium.
Er versammelte Gelehrte und Dichter an seinem Hof und war selbst in vielen Fragen sachkundig. So ist unbestritten, daß er selbst wesentliche Impulse zum Bau seines Doms gab. Man kann in Karl demnach mit Recht den geistigen Vater des Aachener Doms sehen, der bewußt sein spirituelles Zentrum einer europäischen Großmacht markieren sollte und die Geschichte des Abendlandes beeinflußt hat.
2.2
Das Wissen am Hofe Karls
Seine Gelehrten beschäftigten sich u.a. mit der Antike. So wurde eine Vitruv-Abschrift
(und Übersetzung?) vorgenommen, die heute noch eine der wesentlichen Vitruv-Quellen der Forschung darstellt (
da verschiedene Abschriften des verschollenen Originals existieren).
Vitruv schrieb das einzige uns bekannte Standardwerk über
die Baukunst der Antike (ca. 30 v. Chr.)
Karl kannte wahrscheinlich die Sonnenuhr des
Kaisers Augustus in Rom, die einen riesigen Platz füllt, und
bei antiken Schriftstellern (Plinius) beschrieben wird. Zeiger (Gnomon) dieser Uhr war ein ägyptischer
Obelisk von ca. 22 m Höhe, der zur Zeit Karls noch stand. Er kannte wohl die Bedeutung der Externsteine und des
Irminsuhl als zentralem Heiligtum der Sachsen, die
genauso wie viele andere Heiligtümer auf heiligem
Boden die Ablesung von Daten des Sonnenzyklus erlaubten. (Aus diesem Grunde hat
er es wohl auch zerstört, um den Widerstand der Sachsen zu brechen)