Dies sind die geheimen Worte, die Jesus der
Lebende sprach und die Didymus Judas Thomas aufgeschrieben hat.
(1) Und er sprach: Wer die Bedeutung dieser
Worte findet, wird den Tod nicht schmecken.
(2) Jesus sprach: Wer sucht, soll nicht aufhören
zu suchen, bis er findet; und wenn er findet, wird er erschrocken/erstaunt/verwirrt
sein; und wenn er erschrocken/erstaunt/ verwirrt ist, wird er verwundert sein,
und er wird König sein über das All.
(3) Jesus sprach: Wenn die, die euch führen,
euch sagen: Seht, das Königreich ist im Himmel, so werden euch die Vögel des
Himmels vorangehen; wenn sie euch sagen: es ist im Meer, so werden euch die
Fische vorangehen. Aber das Königreich ist in eurem Inneren, und es ist
außerhalb von euch. Wenn ihr euch erkennen werdet, dann werdet ihr erkannt, und
ihr werdet wissen, dass ihr die Söhne des lebendigen Vaters seid. Aber wenn ihr
euch nicht erkennt, dann werdet ihr in der Armut sein, und ihr seid die Armut.
(4) Jesus sprach: Der alte Mensch wird nicht
zögern in seinem Alter, ein kleines Kind von sieben Tagen zu befragen über den
Ort des Lebens, und er wird leben; denn viele Erste werden die Letzten werden,
und sie werden ein einziger werden.
(5) Jesus sprach: Erkenne das, was vor dir ist,
und das, was vor dir verborgen ist, wird dir enthüllt werden; denn es gibt
nichts Verborgenes, was nicht offenbar werden wird.
(6) Seine Jünger fragten ihn und sagten zu ihm:
Willst du, dass wir fasten? Und wie sollen wir beten und Almosen geben? Und von
welchen Speisen sollen wir uns fernhalten? Jesus sprach: Lügt nicht und, was
ihr hasst, das tut nicht; denn alles ist offenbar im Angesicht des Himmels;
denn es gibt nichts Verborgenes, das nicht offenbar werden wird, und es gibt
nichts Verborgenes, das bleibt, ohne offenbar zu werden.
(7) Jesus sprach: Selig ist der Löwe, den der
Mensch isst, und der Löwe wird Mensch werden; und verflucht sei der Mensch, den
der Löwe frisst, und der Löwe wird Mensch werden.
(8) Und er sprach: Der Mensch gleicht einem
weisen Fischer, der sein Netz ins Meer warf; er zog es aus dem Meer voll von
kleinen Fischen; unter ihnen fand er einen großen, schönen Fisch, der weise
Fischer. Er warf alle kleinen Fische ins Meer und wählte den großen Fisch ohne
Anstrengung. Wer Ohren hat, zu hören, der höre!
(9) Jesus sprach: Siehe, da ging ein Sämann hinaus,
füllte seine Hand und warf (die Samen). Ein Teil davon fiel auf den Weg, die
Vögel kamen, sie aufzusammeln. Andere fielen auf den Felsen, und sie schlugen
keine Wurzeln in der Erde und brachten keine ähren hervor zum Himmel. Und
andere fielen auf die Dornen; sie erstickten die Saat und der Wurm fraß sie.
Und andere fielen auf die gute Erde, und sie gab eine gute Frucht zum Himmel;
sie brachte sechzig Maß und hundertzwanzig Maß.
(10) Jesus sprach: Ich habe ein Feuer auf die
Welt geworfen, und seht, ich bewache es, bis es sich entzündet.
(11) Jesus sprach: Dieser Himmel wird vergehen.
Und der (Himmel), der darüber ist, wird vergehen; und die Toten sind nicht
lebendig, und die Lebenden werden nicht sterben. In den Tagen, in denen ihr
esst von dem, was tot ist, macht ihr daraus, was lebendig ist. Wenn ihr Licht
sein werdet, was werdet ihr tun? An dem Tag, als ihr eins gewesen seid, seid
ihr zwei geworden. Aber wenn ihr zwei geworden seid, was werdet ihr tun?
(12) Die Jünger sagten zu Jesus: Wir wissen,
dass du uns verlassen wirst. Wer ist es, der groß über uns werden wird (= über
uns herrschen wird)? Jesus sprach zu ihnen: Wo auch immer ihr herkommt, geht zu
Jakobus, dem Gerechten, für den Himmel und Erde gemacht worden sind.
(13) Jesus sprach zu seinen Jüngern: Vergleicht
mich, sagt mir, wem ich gleiche. Simon Petrus sprach zu ihm: Du gleichst einem
gerechten Engel. Matthäus sprach zu ihm: Du gleichst einem weisen Philosophen.
Thomas sprach zu ihm: Meister, mein Mund wird es absolut nicht zulassen, dass
ich sage, wem du gleichst. Jesus sprach: Ich bin nicht dein Meister, denn du
hast dich berauscht an der sprudelnden Quelle, die ich hervorströmen ließ. Und
er nahm ihn und zog sich zurück und sagte ihm drei Worte. Als Thomas aber zu
seinen Gefährten zurückgekehrt war, fragten sie ihn: Was hat dir Jesus gesagt?
Thomas sprach zu ihnen: Wenn ich euch eines der Worte sage, die er mir gesagt
hat, werdet ihr Steine nehmen und sie gegen mich werfen, und ein Feuer wird aus
den Steinen hervorkommen und euch verbrennen.
(14) Jesus sprach zu ihnen: Wenn ihr fastet,
werdet ihr euch eine Sünde zuschreiben; und wenn ihr betet, werdet ihr verdammt
werden; und wenn ihr Almosen gebt, werdet ihr Böses an eurem Geist tun.
Wenn ihr in irgendein Land eintreten werdet und in den Gebieten wandert, wenn
man euch empfängt, dann esst, was auch vorgesetzt wird; heilt die unter ihnen,
die krank sind. Denn das, was in euren Mund hineingeht, wird euch nicht
beflecken; aber das, was euren Mund verlässt, das ist es, was euch beflecken
wird.
(15) Jesus sprach: Wenn ihr den seht, der nicht
aus der Frau geboren ist, werft euch mit dem Gesicht zur Erde und betet ihn an.
Dieser ist euer Vater.
(16) Jesus sprach: Vielleicht denken die
Menschen, dass ich gekommen bin, um Frieden auf die Welt zu bringen. Und sie
wissen nicht, dass ich gekommen bin, Uneinigkeiten auf die Erde zu bringen,
Feuer, Schwert, Krieg. Denn es werden fünf in einem Haus sein: drei werden
gegen zwei und zwei werden gegen drei sein, der Vater gegen den Sohn, der Sohn
gegen den Vater, und sie werden als Einzelne dastehen.
(17) Jesus sprach: Ich werde euch geben, was
kein Auge gesehen und was kein Ohr gehört und was keine Hand berührt hat und
was noch nie aus dem menschlichen Geist hervorgegangen ist.
(18) Die Jünger sagten zu Jesus: Sage uns, wie
unser Ende sein wird. Jesus sprach: Da ihr den Anfang entdeckt habt, warum
sucht ihr das Ende? Denn da, wo der Anfang ist, wird auch das Ende sein. Selig,
wer sich an den Anfang halten wird, denn er wird das Ende erkennen, und er wird
den Tod nicht schmecken.
(19) Jesus sprach: Selig der, der war, bevor er
wurde. Wenn ihr meine Jünger werdet und wenn ihr auf meine Worte hört, werden
euch diese Steine dienen. Denn ihr habt fünf Bäume im Paradies, die verändern
sich nicht, weder im Sommer noch im Winter, und deren Blätter fallen nicht.
Derjenige, der sie kennt, wird den Tod nicht
schmecken.
(20) Die Jünger sagten zu Jesus: Sage uns, was
mit dem Himmelreich zu vergleichen ist. Er sprach zu ihnen: Es ist gleich einem
Senfkorn, dem kleinsten unter allen Samen; aber wenn es auf beackerten Boden
fällt, kommt aus ihm ein großer Zweig hervor, der ein Schutz für die Vögel des
Himmels wird.
(21) Maria sprach zu Jesus: Wem gleichen deine
Jünger? Er sprach: Sie gleichen kleinen Kindern, die sich auf einem Feld
niedergelassen haben, das ihnen nicht gehört. Wenn die Herren des Feldes
kommen, werden sie sagen: Lasst uns unser Feld. Sie (die Jünger) sind ganz
nackt in ihrer (der Herren) Gegenwart, damit sie es ihnen lassen und ihnen ihr
Feld geben.
Darum sage ich: Wenn der Herr des Hauses weiß, dass der Dieb kommen wird, wird
er wachen, bevor er kommt; und er wird ihn nicht in das Haus seines
Königreiches eindringen lassen, um seine Dinge mitzunehmen. Ihr aber, wacht
angesichts der Welt; gürtet eure Lenden mit einer großen Kraft, dass die Räuber
keinen Weg finden, um zu euch zu kommen. Denn der Lohn, auf den ihr rechnet,
sie werden ihn finden. Wäre (doch) unter euch ein weiser Mann! Als die Frucht
gereift ist, ist er sofort gekommen, seine Sichel in der Hand, und hat sie
gemäht. Wer Ohren hat, zu hören, der höre.
(22) Jesus sah Kleine, die gesäugt wurden. Er
sprach zu seinen Jüngern: Diese Kleinen, die gesäugt werden, gleichen denen,
die ins Königreich eingehen. Sie sagten zu ihm: Wenn wir also Kinder werden,
werden wir (dann) in das Königreich eingehen? Jesus sprach zu ihnen: Wenn ihr
aus zwei eins macht und wenn ihr das Innere wie das Äußere macht und das Äußere
wie das Innere und das Obere wie das Untere und wenn ihr aus dem Männlichen und
dem Weiblichen eine Sache macht, so dass das Männliche nicht männlich und das
Weibliche nicht weiblich ist und wenn ihr Augen macht statt eines Auges und
eine Hand statt einer Hand und einen Fuß statt eines Fußes, ein Bild statt
eines Bildes, dann werdet ihr in das Königreich eingehen.
(23) Jesus sprach: Ich werde euch auswählen,
einen unter tausend und zwei unter zehntausend, und sie werden dastehen, als
wären sie ein einziger.
(24) Seine Jünger sagten: Belehre uns über den
Ort, an dem du bist, denn es ist notwendig für uns, dass wir ihn suchen. Er
sprach zu ihnen: Wer Ohren hat, der höre! Es ist Licht im Inneren des Menschen
des Lichts, und er erleuchtet die ganze Welt. Wenn er nicht scheint, das ist
die Finsternis.
(25) Jesus sprach: Liebe deinen Bruder wie deine
Seele; wache über ihn wie über deinen Augapfel.
(26) Jesus sprach: Den Splitter, der im Auge
deines Bruders ist, den siehst du; aber den Balken, der in deinem Auge ist, den
siehst du nicht. Wenn du den Balken aus deinem Auge gezogen hast, dann wirst du
(klar) sehen; um den Splitter aus dem Auge deines Bruders zu ziehen.
(27) Jesus sprach: Wenn ihr nicht fastet in der
Welt, werdet ihr das Königreich nicht finden; wenn ihr den Sabbat nicht feiert
wie den Sabbat, werdet ihr den Vater nicht sehen.
(28) Jesus sprach: Ich stand in der Mitte der
Welt, und ich habe mich ihnen im Fleisch offenbart. Ich habe sie alle betrunken
gefunden; ich habe niemanden unter ihnen durstig gefunden, und meine Seele
wurde betrübt über dieMenschenkinder; denn sie sind blind in ihrem Herzen. Und
sie sehen nicht, dass sie leer in die Welt gekommen sind, sie versuchen die
Welt auch leer zu verlassen. Aber nun sind sie betrunken. Wenn sie ihren Wein
abschütteln, so werden sie bereuen (Buße tun).
(29) Jesus sprach: Wenn das Fleisch zur Existenz
gelangt ist wegen des Geistes, so ist das ein Wunder. Aber wenn der Geist (zur
Existenz gelangt ist) wegen des Leibes, so ist das ein Wunder der Wunder. Aber
ich, ich wundere mich darüber, wie dieser große Reichtum in dieser Armut
gewohnt hat.
(30) Jesus sprach: Wo drei Götter sind, da sind
es Götter; wo zwei oder einer ist, da werde ich mit ihm sein.
(31) Jesus sprach: Kein Prophet wird in seinem
Dorf aufgenommen, kein Arzt heilt die, die ihn kennen.
(32) Jesus sprach: Eine Stadt, die auf einem
Berg gebaut ist, erhöht und befestigt, kann nicht fallen, noch kann sie
verborgen werden.
(33) Jesus sprach: Das, was du mit deinem
(einen) Ohr und mit dem anderen Ohr hörst, verkünde es auf euren Dächern. Denn
niemand zündet eine Lampe an, um sie unter den Scheffel zu stellen, noch um sie
an einen verborgenen Ort zu stellen; sondern man stellt sie auf einen Leuchter,
damit jeder, der eintritt und hinausgeht, ihr Licht sieht.
(34) Jesus sprach: Wenn ein Blinder einen
Blinden führt, fallen sie beide hinunter in eine Grube.
(35) Jesus sprach: Es ist nicht möglich, dass
jemand in das Haus des Mächtigen eintritt und es mit Gewalt nimmt, es sei denn,
er bände ihm die Hände; dann wird er sein Haus plündern.
(36) Jesus sprach: Sorgt euch nicht vom Morgen
bis zum Abend und vom Abend bis zum Morgen, mit was ihr euch bekleiden werdet.
(37) Seine Jünger sagten: An welchem Tag wirst
du dich uns offenbaren, und an welchem Tag werden wir dich sehen? Jesus sprach:
Wenn ihr eure Scham nackt gemacht habt, wenn ihr eure Kleider nehmen und unter eure
Füße legen werdet, wie die kleinen Kinder, und auf sie tretet, dann werdet ihr
den Sohn des Lebendigen sehen und ihr werdet euch nicht fürchten.
(38) Jesus sprach: Oft habt ihr gewünscht, diese
Worte zu hören, die ich euch sage, und ihr habt keinen anderen, von dem ihr sie
hören könnt. Tage werden kommen, da ihr mich suchen und nicht finden werdet.
(39) Jesus sprach: Die Pharisäer und die
Schriftgelehrten haben die Schlüssel zur Erkenntnis erhalten, und sie haben sie
versteckt. Sie sind auch nicht eingetreten, und die, die eintreten wollten,
haben sie nicht eintreten lassen. Aber ihr, seid klug wie die Schlangen und
rein wie die Tauben.
(40) Jesus sprach: Ein Weinstock ist gepflanzt
worden außerhalb des Vaters; und da er nicht befestigt ist, wird er ausgerissen
werden mit seiner Wurzel, und er wird verderben.
(41) Jesus sprach: Wer (etwas) in seiner Hand
hat, dem wird gegeben werden; und dem, der nicht hat, wird man auch das Wenige,
das er hat, nehmen.
(42) Jesus sprach: Seid Vorübergehende!
(43) Seine Jünger sagten zu ihm: Wer bist du,
der du uns diese Dinge sagst? Jesus sprach zu ihnen: Von dem, was ich euch
sage, wisst ihr nicht, wer ich bin? Doch ihr seid wie die Juden geworden; denn
sie lieben den Baum und hassen seine Frucht, und sie lieben die Frucht und
hassen den Baum.
(44) Jesus sprach: Wer den Vater lästert, dem
wird man verzeihen, und wer den Sohn lästert, dem wird man verzeihen; aber dem,
der den Heiligen Geist lästert, dem wird man nicht verzeihen, weder auf der
Erde noch im Himmel.
(45) Jesus sprach: Man erntet nicht Trauben von
Dornensträuchern, noch pflückt man Feigen von Weißdornsträuchern, sie geben
keine Frucht. Denn ein guter Mensch bringt Gutes aus seinem Schatz hervor; ein
böser Mensch bringt böse Dinge aus seinem Schatz hervor, der in seinem Herz
ist, und er sagt böse Dinge, denn aus dem Überfluss des Herzens bringt er böse
Dinge hervor.
(46) Jesus sprach: Von Adam bis Johannes dem
Täufer ist unter den Kindern der Frauen kein höherer als Johannes der Täufer,
und man soll seine Augen vor ihm niederschlagen (? unklar). Aber ich habe
gesagt: Wer unter euch klein wird, wird das Königreich erkennen und wird höher
sein als Johannes.
(47) Jesus sprach: Es ist unmöglich, dass ein
Mensch zwei Pferde besteigt, (und) dass er zwei Bogen spannt; und es ist nicht
möglich, dass ein Diener zwei Herren dient, es sei denn, er ist ehrerbietig dem
einen gegenüber, und den anderen verhöhnt er. Niemand trinkt alten Wein und
wünscht sofort, neuen Wein zu trinken. Und man gießt nicht neuen Wein in alte Schläuche,
damit sie nicht verderben; und man gießt nicht alten Wein in einen neuen
Schlauch, damit er ihn nicht verderbe. Man näht nicht einen alten Flicken auf
ein neues Gewand, denn es würde ein Riss entstehen.
(48) Jesus sprach: Wenn zwei Frieden schließen
unter sich in diesem einen Haus, werden sie dem Berg sagen: Versetze dich, und
er wird sich versetzen.
(49) Jesus sprach: Selig die Einsamen und die
Erwählten, denn ihr werdet das Königreich finden, denn ihr seid aus ihm
gekommen, und ihr werdet dahin zurückkehren.
(50) Jesus sprach: Wenn sie zu euch sagen:
'Woher kommt ihr?', dann sagt zu ihnen: 'Wir kommen aus dem Licht, daher, wo
das Licht aus sich selbst heraus geboren ist. Es hat sich erzeugt, und es hat
sich in ihrem Bild offenbart.' Wenn sie zu euch sagen: 'Wer seid ihr?', dann
sagt: 'Wir sind seine Söhne, und wir sind die Auserwählten des lebendigen
Vaters.' Wenn sie euch fragen: 'Welches ist das Zeichen eures Vaters in euch?',
sagt zu ihnen: 'Es ist Bewegung und Ruhe.'
(51) Seine Jünger sagten zu ihm: An welchem Tag
wird die Ruhe der Toten eintreten, und an welchem Tag wird die neue Welt
kommen? Er sprach zu ihnen: Was ihr erwartet, ist gekommen, aber ihr erkennt es
nicht.
(52) Seine Jünger sagten zu ihm: Vierundzwanzig
Propheten haben in Israel gesprochen, und sie haben alle von dir gesprochen. Er
sprach zu ihnen: Ihr habe den vor euren Augen Lebendigen ausgelassen, und ihr
habt von den Toten gesprochen.
(53) Seine Jünger sagten zu ihm: Ist die
Beschneidung nützlich oder nicht? Er sprach zu ihnen: Wenn sie nützlich wäre,
würde ihr Vater sie schon beschnitten in ihrer Mutter zeugen. Aber die wahre
Beschneidung im Geist hat vollen Nutzen gehabt.
(54) Jesus sprach: Selig sind die Armen, denn
euer ist das Himmelreich.
(55) Jesus sprach: Wer seinen Vater und seine
Mutter nicht hasst, kann nicht mein Jünger werden. Und wer nicht seine Brüder
und seine Schwestern hasst und wer nicht sein Kreuz trägt wie ich, wird meiner
nicht würdig sein.
(56) Jesus sprach: Wer die Welt erkannt hat, hat
einen Leichnam gefunden; und wer einen Leichnam gefunden hat, dessen ist die
Welt nicht würdig.
(57) Jesus sprach: Das Königreich des Vaters ist
gleich einem Menschen, der eine gute Saat hatte. Sein Feind kam in der Nacht
und säte Unkraut unter die gute Saat. Der Mensch erlaubte ihnen nicht, das
Unkraut auszureißen. Er sprach zu ihnen: [Ich erlaube es nicht,] damit ihr
nicht geht, das Unkraut auszureißen, und den Weizen mit ihm ausreißt. Am Tag
der Ernte wird das Unkraut sichtbar werden; man wird es ausreißen und
verbrennen.
(58) Jesus sprach: Selig der Mensch, der
gelitten hat; er hat das Leben gefunden.
(59) Jesus sprach: Schaut auf den Lebendigen,
solange ihr lebt, damit ihr nicht sterbt und dann versucht, ihn zu sehen. Ihr
werdet ihn nicht sehen können.
(60) Sie sahen einen Samariter, der, ein Lamm
trug und nach Judäa ging. Er sprach zu seinen Jüngern: Was will dieser mit dem
Lamm? Sie sagten zu ihm: Es töten und essen. Er sprach zu ihnen: Während es
lebt, wird er es nicht essen, sondern nur, wenn er es tötet und wenn es ein
Leichnam wird. Sie sagten: Anders kann er es nicht tun. Er sprach zu ihnen:
Auch ihr, sucht einen Ort zur Ruhe, damit ihr nicht ein Leichnam werdet und
gegessen werdet.
(61) Jesus sprach: Zwei werden ruhen auf einem
Bett, einer wird sterben, der andere wird leben. Salome sprach: Wer bist du,
Mensch, wessen Sohn? Du bist auf meinen Stuhl gestiegen und hast an meinem
Tisch gegessen. Jesus sprach zu ihr: Ich bin der, der aus dem hervorkommt, der
gleich ist[?]; es sind mir Dinge meines Vaters gegeben. Salome sprach: Ich bin
deine Jüngerin. Jesus sprach zu ihr: Darum sage ich: Wenn er gleich ist, ist er
voller Licht; aber wenn er geteilt ist, wird er voller Dunkelheit sein.
(62) Jesus sprach: Ich sage meine Geheimnisse
denen, die meiner Geheimnisse würdig sind. Was deine Rechte tut, soll deine
Linke nicht wissen.
(63) Jesus sprach: Es war einmal ein reicher
Mann, der hatte viel Besitz. Er sprach: ich werde mein Vermögen benutzen, um zu
säen, zu ernten, zu pflanzen, meine Speicher mit Früchten zu füllen, auf dass mir
nichts fehle. So waren seine Gedanken in seinem Herzen; und in dieser Nacht
starb er. Wer Ohren hat, der höre.
(64) Jesus sprach: Ein Mann hatte Gäste; und
nachdem er das Mahl zubereitet hatte, schickte er seinen Diener, um die Gäste
einzuladen. Er ging zum ersten und sprach zu ihm: Mein Herr lädt dich ein. Der
sprach: Ich habe Geld bei Kaufleuten; sie werden heute Abend zu mir kommen, ich
werde gehen und ihnen Aufträge geben. Ich entschuldige mich für das Mahl. Er
ging zu einem anderen und sprach zu ihm: Mein Herr hat dich eingeladen. Dieser
sprach zu ihm: Ich habe ein Haus gekauft; und man braucht mich für einen Tag.
Ich werde keine Zeit haben. Er ging zu einem anderen und sprach zu ihm: Mein
Herr lädt dich ein. Dieser sprach zu ihm: Mein Freund wird sich verheiraten,
und ich mache das Mahl. Ich kann nicht kommen. Ich entschuldige mich für das
Mahl. Er ging zu einem anderen, er sprach zu ihm: Mein Herr lädt dich ein. Er
sprach zu ihm: Ich habe einen Bauernhof gekauft; ich werde gehen, den Zins zu
erhalten. Ich kann nicht kommen. Ich entschuldige mich. Der Diener kam zurück
und sprach zu seinem Herrn: Die, die du eingeladen hast zum Mahl, lassen sich
entschuldigen. Der Herr sprach zu seinem Diener: Geh hinaus auf die Wege, bring
die mit, die du finden wirst, damit sie essen. Die Verkäufer und Händler werden
den Ort meines Vaters nicht betreten.
(65) Er sprach: Ein ehrbarer Mann hatte einen
Weinberg. Er gab ihn Winzern, damit sie in ihm arbeiteten und er die Früchte
von ihnen bekäme. Er schickte seinen Diener, damit die Winzer ihm die Frucht
des Weinbergs geben. Die Winzer ergriffen seinen Diener, schlugen ihn, und sie
hätten ihn beinahe erschlagen. Der Diener ging davon und sagte es seinem Herrn.
Sein Herr sprach: Vielleicht hat er sie nicht erkannt. Er schickte einen
anderen Diener und die Winzer schlugen auch diesen. Nun schickte der Herr
seinen Sohn. Er sprach: Vielleicht werden sie Respekt haben vor meinem Sohn.
Die Winzer, als sie erfuhren, dass er der Erbe des Weinbergs ist, packten ihn
und töteten ihn. Wer Ohren hat, der höre.
(66) Jesus sprach: Zeigt mir den Stein, den die
Bauleute verworfen haben: Er ist der Eckstein.
(67) Jesus sprach: Wer das All erkennt, sich
selbst aber verfehlt, der verfehlt das All.
(68) Jesus sprach: Selig seid ihr, dass man euch
hassen wird und dass man euch verfolgen wird, und sie selbst werden keinen
Platz finden, wo man euch verfolgt hat.
(69) Jesus sprach: Selig sind die, die man
verfolgt hat in ihrem Herzen; es sind diese, die den Vater in Wahrheit erkannt
haben. Selig sind die Hungrigen, denn man wird den Bauch dessen, der es
wünscht, füllen.
(70) Jesus sprach: Wenn ihr dies in euch
erworben habt, wird euch das, was ihr habt, retten. Wenn ihr dies nicht in euch
habt, wird das, was ihr nicht in euch habt, euch sterben lassen.
(71) Jesus sprach: Ich werde dieses Haus
zerstören, und niemand wird in der Lage sein, es wieder aufzubauen.
(72) [Ein Mann sprach] zu ihm: Sage meinen
Brüdern, dass sie die Güter meines Vaters mit mir teilen sollen. Er sprach zu
ihm: O Mensch, wer hat mich zu einem Teiler gemacht? Er wandte sich seinen
Jüngern zu. Er sprach ihnen: Bin ich denn ein Teiler?
(73) Jesus sprach: Die Ernte ist zwar groß, aber
der Arbeiter sind wenige. Bittet aber den Herrn, dass er Arbeiter für die Ernte
schickt.
(74) Er sprach: Herr, es sind viele um den
Brunnen, aber keiner ist in dem Brunnen.
(75) Jesus sprach: Es gibt viele, die an der Tür
stehen, aber es sind die Einsamen, die in das Brautgemach eintreten werden.
(76) Jesus sprach: Das Königreich des Vaters ist
gleich einem Kaufmann, der Ware hatte und der eine Perle fand. Dieser Kaufmann
war weise. Er verkaufte die Ware, er kaufte die Perle allein. Sucht auch ihr
den Schatz, der nicht aufhört und dauert, dort, wo die Motte nicht hinkommt, um
zu fressen, und wo auch kein Wurm zerstört.
(77) Jesus sprach: Ich bin das Licht, das über
allen ist. Ich bin das All; das All ist aus mir hervorgegangen, und das All ist
zu mir gelangt. Spaltet das Holz, ich bin da. Hebt einen Stein auf, und ihr
werdet mich dort finden.
(78) Jesus sprach: Warum seid ihr ausgezogen auf
das Feld? Um ein Schilfrohr im Winde schwanken zu sehen? Und um einen Menschen
zu sehen, der weiche Kleider an hat? Seht eure Könige und Vornehmen, diese
haben weiche Kleider an, und sie können die Wahrheit nicht erkennen.
(79) Eine Frau aus der Menge sprach zu ihm:
Glücklich der Leib, der dich getragen hat, und die Brüste, die dich genährt
haben. Er sprach zu ihr: Glücklich sind die, die das Wort des Vaters gehört
haben und die es bewahrt haben in Wahrheit. Denn es werden Tage kommen, da ihr
euch sagen werdet: Glücklich der Leib, der nicht empfangen hat, und die Brüste,
die nicht Milch gegeben haben.
(80) Jesus sprach: Wer die Welt erkannt hat, hat
den Leib gefunden; aber wer den Leib gefunden hat, dessen ist die Welt nicht
würdig.
(81) Jesus sprach: Wer reich geworden ist, soll
herrschen, und wer die Macht besitzt, soll sie aufgeben.
(82) Jesus sprach: Wer mir nahe ist, der ist dem
Feuer nahe, und wer fern von mir ist, ist fern vom Königreich.
(83) Jesus sprach: Die Bilder sind dem Menschen
offenbart, und das Licht, das in ihnen ist, ist verborgen im Bild des Lichtes
des Vaters. Er wird sich offenbaren, und sein Bild ist durch sein Licht
verborgen.
(84) Jesus sprach: Wenn ihr eure Ebenbilder
seht, werdet ihr erfreut sein. Aber wenn ihr eure Ebenbilder seht, die vor euch
existierten, die nicht sterben noch sich offenbaren, wie viel werdet ihr dann
ertragen?
(85) Jesus sprach: Adam ist aus einer großen
Kraft hervorgekommen und aus einem großen Reichtum, und er war eurer nicht
würdig; denn wenn er würdig gewesen wäre, hätte er den Tod nicht geschmeckt.
(86) Jesus sprach: Die Füchse haben Höhlen und
die Vögel haben ihr Nest, aber der Sohn des Menschen hat keinen Ort, wo er sein
Haupt hinlegen und sich ausruhen kann.
(87) Jesus sprach: Elend ist der Leib, der von
einem Leib abhängig ist, und elend ist die Seele, die von diesen beiden
abhängt.
(88) Jesus sprach: Die Engel und die Propheten
werden zu euch kommen, und sie werden euch geben, was euer ist. Und ihr selbst,
was in euren Händen ist, gebt es ihnen und sagt euch selbst: An welchem Tag
werden sie kommen, um zu empfangen, was das ihre ist?
(89) Jesus sprach: Warum wascht ihr das Äußere
der Trinkschale? Versteht ihr nicht, dass der, der das Innere gemacht hat, auch
der ist, der das Äußere gemacht hat?
(90) Jesus sprach: Kommt zu mir, denn mein Joch
ist leicht, und meine Herrschaft ist mild, und ihr werdet Ruhe für euch finden.
(91) Sie sagten zu ihm: Sage uns, wer du bist,
damit wir an dich glauben. Er sprach zu ihnen: Ihr prüft das Aussehen des
Himmels und der Erde, und den, der vor euch ist, habt ihr nicht erkannt, und
diese Gelegenheit wisst ihr nicht zu prüfen?
(92) Jesus sprach: Sucht, und ihr werdet finden;
aber was ihr mich in diesen Tagen gefragt habt und was ich euch nicht gesagt
habe, jetzt gefällt es mir, es zu sagen, und ihr fragt nicht danach.
(93) Jesus sprach: Gebt nicht, was heilig ist,
den Hunden, damit sie es nicht auf den Misthaufen werfen. Werft keine Perlen
vor die Schweine, damit sie sie nicht ... [unrein?] machen.
(94) Jesus [sprach]: Wer sucht, der wird finden,
und der, der an das Innere anklopft, dem wird geöffnet werden.
(95) Jesus sprach: Wenn ihr Geld habt, verleiht
es nicht mit Wucher, sondern gebt ... dem, von dem ihr es nicht wiederbekommen
werdet.
(96) Jesus sprach: Das Königreich des Vaters ist
gleich einer Frau. Sie nahm ein wenig Sauerteig, verbarg ihn im Teig und machte
davon große Brote. Wer Ohren hat, der höre.
(97) Jesus sprach: Das Königreich des [Vaters]
ist gleich einer Frau, die einen Krug voller Mehl trug. Sie ging auf einem
weiten Weg. Der Henkel des Kruges brach, das Mehl verstreute sich hinter ihr
auf den Weg. Sie wusste es nicht, sie hatte das Unheil nicht wahrgenommen. Als
sie in ihr Haus kam, stellte sie den Krug auf den Boden und fand ihn leer.
(98) Jesus sprach: Das Königreich des Vaters ist
gleich einem Mann, der wollte einen Edlen töten. Er zog in seinem Haus das
Schwert und durchstach die Mauer, um herauszufinden, ob seine Hand stark genug
wäre. Dann tötete er den Edlen.
(99) Die Jünger sagten zu ihm: Deine Brüder und
deine Mutter sind draußen. Er sprach zu ihnen: Diese hier, die den Willen
meines Vaters tun, die sind meine Brüder und meine Mutter; sie sind es, die in
das Königreich meines Vaters eingehen werden.
(100) Sie zeigten Jesus ein Goldstück und sagten
zu ihm: Die Leute des Kaisers verlangen von uns Steuern. Er sprach zu ihnen:
Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und gebt Gott, was Gottes ist. Und was
mein ist, das gebt mir.
(101) Jesus sprach: Wer nicht seinen Vater und
seine Mutter hasst, wird nicht mein Jünger werden können. Und wer seinen Vater
und seine Mutter nicht liebt wie ich, wird nicht mein Jünger werden. Denn meine
Mutter ... [?], aber meine wahre Mutter, sie gab mir das Leben.
(102) Jesus sprach: Wehe den Pharisäern, denn
sie gleichen einem Hund, der in dem Trog der Rinder liegt; denn er frisst
nicht, noch lässt er die Rinder fressen.
(103) Jesus sprach: Selig der Mensch, der weiß,
wann in der Nacht die Diebe kommen werden, damit er aufstehe, seine [Sachen?]
sammle und sich die Lenden gürte, bevor sie eintreten.
(104) Sie sagten zu ihm: Komm, lass uns heute
beten und fasten. Jesus sprach: Welches ist denn die Sünde, die ich begangen
habe, oder worin bin ich besiegt worden? Aber wenn der Bräutigam aus der Brautkammer
hinausgegangen sein wird, dann lasst sie fasten und
beten.
(105) Jesus sprach: Wer den Vater und die Mutter
kennt, wird Sohn einer Hure genannt werden.
(106) Jesus sprach: Wenn ihr aus zwei eins
macht, werdet ihr Söhne des Menschen werden; und wenn ihr sagt: Berg, gehe weg,
wird er sich wegbewegen.
(107) Jesus sprach: Das Königreich ist gleich
einem Hirten, der hundert Schafe hatte. Eines, das das größte war, verirrte
sich; er verließ die neunundneunzig und suchte das eine, bis er es gefunden
hatte. Danach, als er so viel Mühe gehabt hatte, sprach er zu dem Schaf: ich
liebe dich mehr als die neunundneunzig.
(108) Jesus sprach: Wer von meinem Mund trinkt,
wird werden wie ich, und ich werde wie er, und die verborgenen Dinge werden
sich ihm offenbaren.
(109) Jesus sprach: Das Königreich ist gleich
einem Mann, der in seinem Acker einen versteckten Schatz hatte, von dem er
nichts wusste. Und als er gestorben war, vererbte er ihn seinem Sohn. Der Sohn
wusste davon nichts; er nahm dieses Feld und verkaufte es. Und der, der es
gekauft hatte kam. Er pflügte und fand den Schatz. Er begann, Geld gegen Zinsen
denen zu verleihen, die er wollte.
(110) Jesus sprach: Wer die Welt gefunden hat
und reich geworden ist, der soll auf die Welt verzichten.
(111) Jesus sprach: Die Himmel und die Erde
werden sich aufrollen in eurer Gegenwart, und der Lebendige, hervorgegangen aus
dem Lebendigen, wird nicht Tod noch Furcht sehen. Denn Jesus sagt: Wer sich
selbst findet, dessen ist die Welt nicht würdig.
(112) Jesus sprach: Wehe dem Fleisch, das von
der Seele abhängig ist; wehe der Seele, die vom Fleisch abhängig ist.
(113) Seine Jünger sagten zu ihm: Das
Königreich, an welchem Tage wird es kommen? Jesus sprach: Es wird nicht kommen,
indem man darauf wartet. Man wird nicht sagen: Seht, hier ist es, oder: Seht,
dort ist es. Sondern das Königreich des Vaters ist ausgebreitet über die Erde,
und die Menschen sehen es nicht.
(114) Simon Petrus sprach zu ihnen: Maria soll
aus unserer Mitte fortgehen, denn die Frauen sind des Lebens nicht würdig.
Jesus sprach: Seht, ich werde sie ziehen, um sie männlich zu machen, damit auch
sie ein lebendiger Geist wird, vergleichbar mit euch Männern. Denn jede Frau,
die sich männlich macht, wird in das Himmelreich gelangen.